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Green Hydrogen: Who is leading the worldwide race?

Von
Infener Editorial Team

Grüner Wasserstoff weltweit: Wer führt das Rennen an?

Von Deutschlands ehrgeizigen Plänen zur Marktführerschaft bis hin zu Spaniens Exporten und den großen Investitionen der Vereinigten Staaten – unser Vergleich zeigt, welche Länder auf dem Weg zur grünen Wasserstoffmacht führend sind und welche noch im Aufbruch stecken. 

Grüner Wasserstoff auf Wachstumskurs: 110 Millionen Tonnen bis 2030

Der Klimawandel und die Energiekrise lehren derzeit der ganzen Welt, wie wichtig es ist, Alternativen zu Kohle, Öl und Gas aufzubauen. Grüner Wasserstoff gilt hierbei als eine Schlüsseltechnologie. Er wird durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt. Dafür wird Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet, weshalb grüner Wasserstoff kaum CO2 verursacht. Er gilt als daher als unverzichtbar für den Klimaschutz. 

Für das Jahr 2030 wird einer Roland-Berger-Analyse eine Produktionsmenge von weltweit rund 110 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff prognostiziert. Nach Angaben von McKinsey werden dafür schätzungsweise bis zu 345 Gigawatt (GW) Elektrolysekapazität benötigt. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden weltweit ungefähr 0,5 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert. Ein guter Grund also, jetzt voll in den internationalen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu investieren. Initiativen wie die Europäische Wasserstoffstrategie oder der amerikanische Inflation Reduction Act (IRA) fördern daher diesen Hochlauf. 

In unserem Ländervergleich werfen wir einen genaueren Blick darauf, welche Erzeugungskapazitäten geplant sind, wie viele Projekte bereits umgesetzt wurden und welche Fördervolumen zur Verfügung stehen.

Deutschlands Wasserstoffstrategie: Auf Kurs zur Marktführerschaft?

Industrienationen wie Deutschland setzen nicht nur auf den Import von grünem Wasserstoff aus sonnen- und windreichen Ländern wie Australien und Chile, die als Exportnationen agieren und ihre erneuerbaren Energien in Wasserstoff umwandeln. Ziel Deutschlands ist auch eine Marktführerschaft in dem neu entstehenden Markt, daher besteht hier starker Handlungsbedarf.

  • Geplante Erzeugungskapazitäten: Bis 2030 will die Bundesregierung zehn Gigawatt Elektrolysekapazität für grünen Wasserstoff aufbauen, was ca. 1 Mio. Tonnen grünem Wasserstoff entspricht.  Das sind mit 25 % der Löwenanteil der europaweit geplanten 40 Gigawatt bis 2030.
  • Umgesetzte Projekte: Bisher sind laut einer McKinsey Studie aber nur etwa 60 MW (bzw. 0,06 GW) an Elektrolysekapazität installiert. Nur für 3 Prozent der Projektvorhaben gibt es 2024 eine finale Investitionsentscheidung (FID).
  • Fördervolumen: Die Bundesregierung und die jeweiligen Bundesländer haben für die IPCEI-Wasserstoffinfrastrukturprojekte in Deutschland rund 4,6 Milliarden Euro bereitgestellt. IPCEI stellt eines der zentralen Förderinstrumente dar. In Europa fließen mehr als 18 Milliarden Euro in “Important Projects of Common European Interest” (IPCEI). 

Grüner Wasserstoff “Made in Spain”: Wegbereiter für Europas Energiewende

Spanien verfügt über ideale Voraussetzungen für die Produktion von grünem Wasserstoff, da hier reichlich Sonne und Windkraft vorhanden sind. Das Land will sich zu einem führenden Exporteur von grünem Wasserstoff entwickeln und spielt ebenfalls daher eine Schlüsselrolle in der europäischen Energiewende.

  • Geplante Erzeugungskapazitäten: Spanien hat seine Ambitionen im Bereich der grünen Wasserstoffproduktion deutlich gesteigert und plant bis 2030 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr zu produzieren. Dies geht aus einer Aussage des CEO des spanischen Gasnetzbetreibers Enagas (ENAG.MC) hervor. Ermöglicht wird diese Steigerung durch den Ausbau der Elektrolysekapazität auf 23,3 Gigawatt.
  • Umgesetzte Projekte/ FID: Bisher sind laut einer McKinsey Studie etwa 25 MW bzw. 0,025 GW an Elektrolysekapazität installiert.
  • Fördervolumen: Die spanische Regierung hat Subventionen in Höhe von fast 800 Millionen Euro für große Projekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff genehmigt, wie Energieministerin Teresa Ribera gegenüber Reuters mitteilte.

Amerikas Wasserstoffstrategie: Gigantische Ziele und massive Investitionen

Das US-Energieministerium (DOE) hat grünen Wasserstoff als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung von Sektoren wie Stahl, Ammoniak, Energiespeicherung und Schwerlastverkehr identifiziert. Sauberer Wasserstoff ist von entscheidender Bedeutung für die Strategie des DOE zur Erreichung des Ziels von Präsident Joe Biden, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Das Ziel der Regierung ist es, die Produktionskosten innerhalb eines Jahrzehnts auf 1 Dollar pro Kilogramm grünen Wasserstoffs zu senken. Mit 5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2022, gelten die USA als zweitgrößter CO2-Emittent der Welt.

  • Geplante Erzeugungskapazitäten: Die US-Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Produktion von sauberem Wasserstoff bis 2030 auf 10 Millionen Tonnen und bis 2050 auf 50 Millionen Tonnen pro Jahr zu steigern. 10 Millionen Tonnen erfordern eine Elektrolysekapazität von ca. 100 Gigawatt (GW).
  • Umgesetzte Projekte/ FID: Bisher sind laut einer McKinsey Studie etwa 50 MW bzw. 0,050 GW an Elektrolysekapazität installiert.
  • Fördervolumen: In den nächsten zehn Jahren werden Wasserstoffproduzenten in den USA erhebliche Subventionen in Höhe von rund 100 Milliarden US-Dollar (ca. 93 Milliarden Euro) im Rahmen des IRA erhalten. Hersteller von grünem Wasserstoff können bis zu 3 USD für jedes Kilogramm erneuerbaren Wasserstoffs erhalten. Der Inflation Reduction Act, kurz IRA, ist ein 738 Milliarden Dollar schweres Investitionsprogramm mit einem Schwerpunkt auf Klimaschutz der USA.

Von Kohlenstoff zu Wasserstoff: Chinas ehrgeizige Pläne

Auch China setzt auf Wasserstoff, um seine klimapolitischen Ziele zu erreichen und um vom Potenzial des Marktes zu profitieren. Die Volksrepublik gilt derzeit als der weltweit größte Verbraucher und Produzent von Wasserstoff, stellt diesen aber überwiegend noch mithilfe fossiler Energien her. Mit 11 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2022, gilt China als größter CO2-Emittent der Welt.

  • Geplante Erzeugungskapazitäten:  Im Rahmen seines nationalen Plans strebt China bis Ende 2025 eine Produktion von grünem Wasserstoff in Höhe von 200.000 Tonnen pro Jahr an, doch eine Analyse des Energieforschungsunternehmens Rystad Energy zeigt, dass diese Menge bereits Ende dieses Jahres überschritten werden könnte. Die China Hydrogen Alliance fordert eine Elektrolyseur-Kapazität von 100 GW bis 2030, um grünen Wasserstoff zu produzieren.
  • Umgesetzte Projekte/ FID: Der Untersuchung von McKinsey zu Folge haben weltweit Projekte mit 12 GW Elektrolysekapazität finale Investitionsentscheidung (FID) abgeschlossen. Der größte Teil dieser Kapazität befindet sich mit mehr als 50 % bzw. mit 6.600 MW (6,6 GW) Elektrolysekapazität in China.
  • Fördervolumen: Chinas Investitionen in die grüne Wasserstoffindustrie haben Global Times zufolge im Jahr 2023 300 Milliarden Yuan (ca. 39 Milliarden Euro) erreicht.

Indien im Wasserstoff-Wettlauf: globale Ambitionen

Indien hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um bis 2070 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, und betrachtet grünen Wasserstoff als einen Schlüssel zu dieser Vision. Asiens drittgrößte Volkswirtschaft plant, CO2-intensive Industrien durch den Einsatz von grünem Wasserstoff zu dekarbonisieren, der mit erneuerbarer Energie erzeugt wird. Das Land strebt an, grünen Wasserstoff sowohl für den eigenen Energiebedarf als auch für den Export zu nutzen. Mit knapp 3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2022, gilt Indien als drittgrößter CO2-Emittent der Welt.

  • Geplante Erzeugungskapazitäten: Die im Jahr 2021 gestartete National Hydrogen Mission strebt an, bis 2030 Produktionskapazitäten von mindestens 5 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff bzw. 60 – 100 GW Elektrolysekapazität zu erreichen.
  • Umgesetzte Projekte/ FID: Indien weist das höchste relative Wachstum von Investitionen im globalen Vergleich auf (etwa 140 %) , was ca. 40 Projekten entspricht.
  • Fördervolumen: Das 2,1 Milliarden US-Dollar schwere Programm „Strategic Interventions for Green Hydrogen Transition“ (SIGHT) bildet die Grundlage für Indiens Vorhaben, sich zu einer grünen Wasserstoffmacht zu entwickeln, indem es auf den Zugang des Landes zu günstiger erneuerbarer Energie setzt.

Vergleich der Länderdaten: Wer führt an und was steht noch aus?

Der globale Wettlauf um die Vorherrschaft im Bereich des grünen Wasserstoffs hat sich intensiviert, da führende Nationen erkennen, wie entscheidend dieser Energieträger für die Energiewende und den Klimaschutz ist. Unser Vergleich zeigt, dass verschiedene Länder ehrgeizige Ziele und erhebliche Investitionen in die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff vorantreiben, obwohl der aktuelle Stand der Umsetzung oft hinter den ambitionierten Plänen zurückbleibt. Bisher haben laut McKinsey nur Projekte mit einer Elektrolysekapazität von insgesamt etwas 12 GW finale Investitionsentscheidung (FID) abgeschlossen. Das ist ein Bruchteil von dem, was benötigt wird.

Deutschland plant, bis 2030 bedeutende Kapazitäten aufzubauen, kämpft jedoch mit einer langsamen Projektumsetzung. Nur für 3 Prozent der Projektvorhaben gibt es 2024 eine finale Investitionsentscheidung (FID). Die Effizienz in der Planung und Durchführung von Wasserstoffprojekten sollte insgesamt verbessert werden, um Verzögerungen zu minimieren. Bürokratische Hürden für die Genehmigung von Wasserstoffprojekten sollten abgebaut werden, um die Projektzeitpläne zu verkürzen. Weiterhin sollten Anreize geschaffen werden, um private Investoren zur Beteiligung an Wasserstoffprojekten zu ermutigen. Spanien hingegen nutzt seine natürlichen Ressourcen optimal und verfolgt ehrgeizige Produktionsziele. Die USA verfolgen eine aggressive Förderpolitik, um die Kosten zu senken und die Produktion massiv zu steigern. China investiert stark in den Ausbau der Kapazitäten und könnte seine Ziele bereits vorzeitig erreichen. Auch Indien geht voran und verzeichnet das höchste relative Wachstum bei Investitionen im Vergleich zu anderen Ländern.

Grüner Wasserstoff ist derzeit noch bis zu sechsmal teurer, wie aus Erdgas hergestellter grauer Wasserstoff. Daher werden hier dringend Förderungen benötigt. Zusätzlich zu den bestehenden Förderungen sollten weitere Finanzierungsquellen erschlossen werden, um Projekte zur grünen Wasserstoffproduktion zu unterstützen. Nur so können die Erzeugungskapazitäten hochgefahren und die Herstellungskosten gesenkt werden.

Insgesamt verdeutlicht der Vergleich, dass grüner Wasserstoff eine zentrale Rolle in den nationalen Strategien zur Reduktion von CO₂-Emissionen spielt. Es bedarf jedoch mehr Anstrengungen, um die ehrgeizigen Pläne global in die Tat umzusetzen.